Chirurgische Behandlung


Acne inversa, oder auch Hidradenitis suppurativa, ist eine Erkrankung des Haarbalges mit einer Entzündungsreaktion, die meist in Körperarealen auftritt, wo sich gegenüberliegende Hautflächen berühren (z.B. in der Leisten- oder Achselregion). Dabei spielen Fettleibigkeit, Rauchen, Schwitzen, Reibung, Bakterien und eine genetische Veranlagung eine Rolle.



Vorbeugende Maßnahmen umfassen u.a. Gewichtsreduktion, Nikotinkarenz oder Haarentfernung mittels Blitzlampe oder Laser. Bei der medikamentösen Behandlung kommen u.a. Antibiotika, Retinoide, Hormone bzw. Biologika zur Anwendung. Durch chirurgische Maßnahmen lassen sich einerseits kleine wiederkehrende Abszesse rasch behandeln, andererseits auch großflächige chronische Läsionen, bei denen es bereits zur Ausbildung von Narbenzügen oder Fistelgängen gekommen ist. Oft ist eine Kombination medikamentöser und chirurgischer Ansätze sinnvoll.

Welche Behandlungsmethoden am besten geeignet sind, ist eine ganz individuelle Entscheidung.

Operative Therapie großflächiger Läsionen 

Narbenzüge und Fistelgänge können durch Medikamente nicht beseitigt werden. In diesen schweren Fällen von Acne inversa lassen sich umschriebene Areale chronisch-entzündeter Haut chirurgisch entfernen. Die Anwendung von Medikamenten vor einer Operation wird empfohlen, damit das Operationsgebiet weniger entzündet ist. Auch nach der Operation ist eine medikamentöse Therapie sinnvoll, wenn ausgedehnte Entzündungen an weiteren Körperstellen bestehen.

Großflächige Läsionen werden meist in Vollnarkose operiert. Der Eingriff dauert ca. eine Stunde. Entweder wird das gesamte Dach aller Abszesse und Fisteln entfernt (Unroofing) oder es werden alle Läsionen im Fettgewebe komplett ausgeschnitten (Exzision). Dadurch entsteht eine große Wundfläche, die mittels Wundauflagen oder Vakuumsystemen zur Ausheilung gebracht wird. Der Heilungsprozess kann mehrere Monate dauern und lässt sich verkürzen, indem etwa zwei Wochen nach dem Herausschneiden eine Hauttransplantation vorgenommen wird. Das Transplantat wird meist in Vollnarkose vom Oberschenkel genommen, hinterlässt dort eine Schürfwunde und heilt innerhalb von ein bis zwei Wochen ein.

In jedem Fall handelt es sich um größere Eingriffe, die mit einem stationären Aufenthalt im Spital und zahlreichen Wundkontrollen und Verbandswechseln einhergehen. In der Regel wird eine betroffene Region nach der anderen operiert.

Operative Therapie einzelner Abszesse

Wiederkehrende Abszesse können in lokaler Betäubung herausgeschnitten und die Wunde vernäht werden. Dies verhindert jedoch nicht, dass in der benachbarten Haut später neue Entzündungsherde entstehen. Das Spalten und Ausdrücken von Abszessen führt zwar zu einer raschen Schmerzlinderung, in weiterer Folge füllt sich die Abszesshöhle aber stets neuerlich mit Eiter. Mit einer deutlich geringeren Wahrscheinlichkeit des Wiederkehrens verbunden ist das chirurgische Abtragen des gesamten Abszess-Daches. Nur der Abszess-Boden verbleibt und die Wunde verschließt sich langsam von selbst. Diese Technik wird auch Abdeckelung (Deroofing oder Unroofing) genannt.

Komplikationen der Operation

Wundinfektionen gehören zu den häufigsten Komplikation und treten bei ca. 2 von 100 Patienten auf. Bei der Hauttransplantation kommt es oft zu Schmerzen an der Hautentnahmestelle am Oberschenkel und selten zu einer Wundheilungsstörung. Gelegentlich können Teile des Transplantates nicht anheilen. Beim Verheilen einer großen Wunde kann es durch Vernarbung zu einer Bewegungseinschränkung z.B. in der Schulter kommen. Daher ist eine vorbeugende Physiotherapie mit Dehnungsübungen zu empfehlen.

Nach der Operation 

Ob Entzündungen im operierten Areal wieder auftreten, hängt davon ab, wie ausgedehnt die Operation vorgenommen wurde. Nach kleinen Lokalmaßnahmen ist die Wahrscheinlichkeit hoch. Nach ausgedehnten chirurgischen Eingriffen kommt es in 85 bis 94 % der Fälle nicht zu neuerlichen Läsionen in der behandelten Region. Generell sind chirurgische Eingriffe bei Acne inversa als sichere und effektive Behandlungsoption, oft in Verbindung mit medikamentöser Therapie,
anzusehen.



Erstellt in Zusammenarbeit mit OA Dr. Martin Zikeli, Dermatologe, LK Wiener Neustadt.